Während aktuelle Studien die verheerende Folgen von Bodendegradation belegen, verbraucht das Land Deutschland jeden Tag 54 ha natürlichen Boden und versiegelt davon etwa die Hälfte. Der Verlust des natürlichen Bodens ist dabei irreversibel. Ausgehend von der persönlichen Übernahme eines Hofes in Kressbronn am Bodensee stellt sich mir die zentrale Frage, wie bodenschonendes Bauen praktiziert werden kann. Dabei hat das Zukunftsinstitut die These aufgestellt, die Lösung sei ”nicht in einem ‘Zurück zur Natur’, sondern in einer klugen Synthese von traditionellen Methoden und neuen Technologien.“
Das “Bauen” ist nach der Definition von Martin Heidegger sowohl als architektonisches, wie auch landwirtschaftliches Handeln zu verstehen. Dies setzt er gleich mit dem Akt des “Schonen und Pflegen” und distanziert sich von der reinen Herstellung eines Baus. Mit diesem Verständnis des “Bauens”, ist das Ziel der Arbeit eine Haltung für bodenschonendes Bauen zu entwickeln und diese Theorie in der architektonischen Planung des Hofes und dessen Flächen als Reallabor für nachhaltige Bodennutzung zu verorten.
So wie das Zusammenleben auf dem Hof in den vorherigen Generationen oft als Zweckgemeinschaft gedient hat, ist es für mich nun entscheidend, wie Wohnraum und Gemeinschaften gestaltet und definiert werden um ein zukunftsträchtiges Zusammenleben zu ermöglichen. Wer belebt welche Räume privat, was wird halböffentlich gestaltet und wie kann man das Anwesen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Dieses Gefüge möchte ich gerne mit einem partizipativen Prozess erarbeiten und einen Vorschlag erläutern.
In meinem Studienverlauf haben sich computerbasierte Analysen und Optimierungen als Schwerpunkte meiner Arbeit entwickelt. Dieses Wissen möchte ich in Form von energetischen Simulationen, Datenverarbeitung und optimierenden Algorithmen verwenden um einen nachhaltigen und funktionsoptimierten Gebäudekomplex zu entwerfen. Die Analysen sollen keineswegs den Entwurf in Form von künstlich intelligenten Algorithmen übernehmen und sich über die Bedürfnisse der Menschen stellen. Vielmehr möchte ich eine gewissen klimatische Sicherheit für die Zukunft schaffen.
Neben der theoretischen Arbeit wird sich Entwurf voraussichtlich mit Neubauten wie auch der Restaurierung des Bestands beschäftigen. Dabei geht es mir um nicht mehr oder weniger als alle Facetten der Architektur von Städtebau, sozialem Gefüge, energetischen Lösungen im Ganzen wie auch individuellen Detaillösungen. Diese Gefüge soll von einem funktionierenden, ästhetisch anspruchsvollen und ansprechenden Bau mit eigenem Charakter und gesundem Umfeld werden.
Ein Entwurf mit handfesten Konzept für eine spätere Realisierung stehen dabei für mich klar im Vordergrund. Der beschriebene Hof ist in Familienbesitz meiner Lebensgefährtin. Nach meinem Abschluss des Diploms möchten wir mit der Restrukturierung beginnen. Somit ist dieses Projekt für mich persönlich sehr relevant und das eigentliche Ziel ist ein gebauter Entwurf für unseren eigenen Lebensraum und allen Menschen die dort Leben, arbeiten und ihr Zeit verbringen werden.